Kultur & Geschichte


  Luftenberg:

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Von der Vorgeschichte in die Gegenwart


Der nach drei Seiten steil gegen die Donauebene abfallende Luftenberg mit seiner bewaldeten Kuppe wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit (etwa um 4000 v.Chr.) als Kult- und Zufluchtsstätte genützt.

 

Am Fuße des Nordhanges bestand - wie Funde belegen - auch in frühgeschichtlicher Zeit eine Ortschaft (locus), die denselben Namen wie der Berg führte. Dieser lautete damals - etwas verschieden von der heutigen Form - LUFFINPERC. Es lässt sich heute nicht mehr feststellen, ob dieser Ortsname von einer Person namens Lufo oder von dem sich in der Kremsmünsterer Gegend nachweisbaren Gattungsnamen Luf abgeleitet wurde oder slawischen Ursprungs ist. Sicher ist aber, dass hier schon zur karolingischen Zeit (ca. 800 - 900 n.Chr.) Menschen lebten, und sicher ist auch, dass die Grundherrschaft von Luftenberg im Laufe der Jahrhunderte mehrmals wechselte, wie alten Aufzeichnungen zu entnehmen ist.

Der Traditionskodex des Hochstiftes Regensburg zeugt von einem um das Jahr 900 n.Chr. stattgefundenen Tausch, wonach der nobilis DURINC dem Stift St. Emmeran in Regensburg sieben Joch Acker am Flusse Naarn und einen Weingarten zu Rosdorf schenkte und dafür sieben Joch Acker bei dem Orte LUFFINPERC bekam. Somit ist dieser DURINC als der älteste bekannte Besitzer von Luftenberg anzusehen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Luftenberg einer der wenigen Orte des Mühlviertels ist, der schon vor dem Jahre 1000 genannt ist.

 

1111 bezeugte Bischof Ulrich von Passau in einer Urkunde, dass der Zehent von LUFFINPERC dem Stift St. Florian gehört.

 

Der zeitlich nächste Besitzer wurde 1125 die "Edle Frau LIUTGARD", Witwe des "nobilis vir Ekkerich de Luffinberc" (Eggericus), die zum Seelenheile ihres Mannes und ihrer Eltern dem Kloster Garsten ein Gut zu Winchilarin (Niederwinkel bei Altenberg) schenkte; ein Gut, das dann später im Jahre 1171 als Besitz dieses Klosters aufscheint.

 

Zwei Urkunden des Jahres 1282 ist zu entnehmen, dass folglich die Eigentumsverhältnisse an der Veste Luftenberg geteilt waren: am 6. April 1282 verlieh Landesverweser Graf Albrecht von Habsburg die halbe Veste Luftenberg (die ihm Heinrich von Hag aufgesagt hatte) dem Schwiegersohn des CHUNRAD VON HAG, der RECH genannt wurde, die andere Hälfte kam 1285 über Verleihung des Heinrich von Weitra (Kuenring) ebenfalls an den RECH und dessen Gattin Mechthild. Ganz reibungslos dürften diese Verleihungen allerdings nicht abgelaufen sein, denn es erhoben auch noch andere Anspruch auf Luftenberg: Mechthild von Reitperg, Gattin des Gottschalk (von Flacheneck?) überließ, wie Hoheneck 1281 zu berichten wusste, ihren Anteil an dem Castrum Lufftenberg ihrem Bruder Gundacker. Chunrad von Summerau und Heinrich von Lonsdorf, denen gleichfalls ein Recht auf Luftenberg zugestanden haben dürfte, verzichteten erst im Jahre 1287 zugunsten von Herzog Albrecht darauf, und schließlich erhielt laut einem von Stülz überlieferten Regest ULRICH VON KAPELLEN das gesamte Lehen, das der Rech von Luftenberg von Ott von Pernek hatte.

 

Im Jahre 1333 wird ein KARL DER RECH als Herr von Luftenberg genannt. Agnes, dessen Witwe, verkaufte 1346 einen Getreidedienst an Elspet die Seisterinne, welcher dieser alljährlich nach Pulgarn zugestellt und nach dem Kastmetzen von Luftenberg bemessen werden sollte. Zeuge dieses Rechtsgeschäftes war ihr Sohn PETER DER RECH, der spätere - und letzte - Rech zu Luftenberg.

1367 kam Luftenberg in den Besitz der GRUBER, einem aus dem Mühlviertel stammenden Adelsgeschlecht. Gemeinsam mit Hans von Tirna stiftete Sieghard der Gruber eine sogenannte "Ewige Messe" in der Kapelle zu Luftenberg, welche 1374 infolge eines Tausches zusammen mit den Filialkirchen Steyregg und St. Georgen an das Kloster Pulgarn kam.

 

Ein Teil von Luftenberg kam in weiterer Folge an die PANHALME. Agnes die Panhalmin überließ 1382 ihren Anteil dem aus ihrer ersten Ehe stammenden Sohn Andreas Gruber, während in alten Schriften aus dem Jahre 1395 noch ein Sieghard der Panhalm als Besitzer von Luftenberg genannt wird.

 

Später scheinen im Lehensbuche Herzog Albrechts IV je zur Hälfte JÖRG VON ZWINGENSTEIN und ANDRE DER GRUBER gemeinsam mit SIEGMUND VON STEINPACH als Inhaber der Veste Luftenberg auf.

 

1405 schenkte Andre der Gruber dem Kloster Pulgarn einen auf dem Aichberg (nördlich von Statzing) gelegenen Acker. Bald darauf starb er, ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen. Somit fiel ein Hälfteanteil Luftenbergs an seine Tochter AGNES, der späteren Gemahlin BALTHASARS VON SCHALLENBERG; die andere Hälfte gehörte, gemeinsam mit dem Kirchenlehen, einem gewissen EUSTACH BRODNACHER (1459).

 

Die Veste Luftenberg spielte im Handel des 15. Jahrhunderts keine sehr rühmliche Rolle; die Herren zu Luftenberg pflegten nämlich die auf der Donau verkehrenden Schiffe aufzuhalten und eine Abgabe für den mitgeführten Wein zu verlangen, was bezeichnenderweise "weinen" genannt wurde. Herzog Albrecht schrieb diesbezüglich am 9. März 1415 an Reinprecht von Wallsee, die Städte hätten sich beschwert, wie man "Sy auf dem Wasser zu lufftenberg und an anderen enden weine", er verbiete dies.

Am 30. März 1486 vollzogen die SCHALLENBERGER eine Stiftung ihrer Vorfahren an das Kloster Pulgarn, behielten sich dabei aber vor, die Erfüllung der Stiftungsbedingungen vom Schlosse Luftenberg durch dessen jeweilige Besitzer überwachen zu lassen.

 

Wie die meisten Adeligen im Lande ob der Enns schlossen sich auch die Schallenberger der Lehre Luthers an. Der damalige Besitzer von Luftenberg richtete 1542 auf der kleinen Burg für die adeligen Söhne der Umgebung eine Schule ein und holte bekannte Lehrer (u.a. auch aus der Lutherstadt Wittenberg), welche die Aufgabe erhielten, das Schulwesen im Lande ob der Enns aufzurichten und eine Bildungsstätte für den Adel zu schaffen. Da der dafür in Luftenberg zur Verfügung stehende Platz bald zu klein wurde, übersiedelte die Schule 1545 nach Enns und wenige Jahre später nach Linz. Somit kann man diese am Beginn der Neuzeit eingerichtete Schule zu Luftenberg mit Recht als die Geburtsstätte des heutigen Gymnasiums auf der Linzer Spittelwiese bezeichnen.

Als man 1594 einen Einfall der Türken in unser Land befürchtete, setzten die Stände (Landesregierung) im Rahmen einer Defensionsordnung u.a. auch Luftenberg als Zufluchtsort für Frauen und Kinder fest.

1679 verkaufte CHRISTOPH VON SCHALLENBERG Schloss und Herrschaft Luftenberg an HELMHART CHRISTOPH von WEISSENWOLFF, was damals sicherlich von vielen begrüßt worden war, weil die Schallenberger zwar tüchtige, zugleich aber auch sehr grobe Herren waren. Einer von ihnen - so wird berichtet - nämlich Bernhardt von Schallenberg, warf einmal dem Prior von Pulgarn vor, ihn beim Kaiser angeschwärzt zu haben. Als ihm der Priester widersprach, gab er ihm gleich eine Ohrfeige. Darüber hinaus sind seine Streithändel mit dem Pfarrherren von Steyregg und dem Gesellpriester von St. Georgen im Gefolge der religiösen Wirren der Jahre 1559/60 teilweise wörtlich überliefert.

 

Im Besitze der Weissenwolff'schen Grafen blieb Luftenberg rund 200 Jahre lang. MARIETTA GRÄFIN WEISSENWOLFF übergab Luftenberg in das Eigentum der HELENE GRÄFIN SZAPARY, deren Besitznachfolgerin wurde Frau HENRIETTE PRINZESSIN v.THURN und TAXIS. 1961 ging der Besitz aufgrund eines Erbübereinkommens an Graf KARL und MARIETTA MENSDORFF-POUILLY über, und seit 1978 gehört der noch stehende (und großteils wieder renovierte) Meierhof samt dem dazugehörenden Gutsbestand deren Tochter Frau MARIE ANTOINETTE KRASSAY.

 
Foto Golfplatz

Ein großer Teil der ehemals landwirtschaftlichen Flächen wird heute als Golfplatz genutzt. Von der einst mächtigen Burg sind nur mehr einige spärliche Mauerreste vorhanden.

 

Sondierungsgrabungen archäologischer Mitarbeiter der Universität Wien und des Linzer Stadtmuseums Nordico sollen in den kommenden Jahren die prähistorische Vergangenheit des Luftenberges erhellen.